Ursprünglich hatte ich das Laufen schon in meiner Jugend aufgegeben, da ich immer Hüftprobleme hatte, aber eine Schwimmkollegin konnte mich dazu begeistern, es wieder zu versuchen. Schließlich munkelte man, das Klaus Beyer sein Amt nach diesem Jubiläumslauf aufgeben möchte und wenn nicht jetzt, dann nie! Dann hatte ich das Glück bei der Aktion mit der OZ zum Ossilauf ausgewählt zu werden. Es wurden zehn Frauen und zehn Männer ausgewählt, die durch ein gezieltes Training mit Edzard Wirtjes langsam auf die sechs Etappen mit insgesamt fast 70 Kilometer vorbereitet werden sollten. Dieser “Gruppenzwang” hatte zur Folge, dass man richtig süchtig wurde und man neben dem Training am Dienstag noch weitere zwei Male in der Woche lief. Am Start am 09.Mai merkte man dann sehr schnell, dass dieses Training auch sehr wichtig war. Wer denkt: “ach, da lauf ich eben mit,” der hat keine Ahnung.
Das Feeling war atemberaubend, als die 1.200 Starter der ersten Etappe los stürmten. Man war wie in einem Rausch und musste sich zügeln, dass man sich nicht hinreißen ließ und wie wild los preschte. Vor allem, als man durch Nortmoor kam und man schon von Weitem die Buschtrommeln hörte. Eine Gruppe von Leuten saß am Straßenrand und begrüßte uns mit Bongos. Es hieß aber Kräfte sparen, das hatte auch Edzard immer wieder betont. “Denkt daran, es sind sechs harte Etappen. Jede einzelne davon hat ihren Reiz und ihre Schwierigkeit.”
Es war fantastisch von den hunderten von Zuschauern angefeuert zu werden. In Holtland angekommen, strahlte ich vor Glück und konnte es gar nicht abwarten, dass es am Freitag weitergeht. Die zweite Etappe war deswegen für mich so besonders, da sie in meine “Heimat” nach Neukamperfehn führte. Auch auf dieser Strecke waren die Menschenmengen wieder gigantisch. Ein Highlight war hier aber ein Trompeter, der sich jedes Jahr irgendwo auf dem Ostfrieslandwanderweg stellt und Lieder wie “alle Vögel sind schon da” spielt.
Nachdem ich die dritte und vierte Etappe hinter mich gebracht hatte, wurde die Euphorie etwas weniger. Die Kilometer saßen einem in den Knochen und auch die Wege zum Start und Ziel wurden immer weiter. Dann kam die so genannte Königsetappe mit fast 14 Kilometern von Plaggenburg nach Dunum. Puh, hatte ich vor dieser Strecke Respekt. Aber meine treuen Fans haben mir geholfen und ich habe auch diese Strecke mit Bravur überstanden. Nicht nur meine Familie hatte mich kräftig unterstützt, sondern auch Freunde und Arbeitskollegen haben sich die Hände wund geklatscht und die Stimme aus dem Leib geschrieen. Robin und Tochter Damaris Poppen hatte ein tolles Plakat gebastelt, das übrigens einen Ehrenplatz bekommt und Heiner de Wall hatte ein T-Shirt beschriftet mit “lauf Sandra lauf” und ist auf der Strecke einige Meter neben mir hergelaufen, um mir irgendwelche “Drogen” einzuflößen, die er in einem Becher aufgelöst hatte.
Nach dieser Strecke konnte mich nichts mehr stoppen. Jedoch hieß es von der vorletzten Strecke, dass diese sehr anspruchsvoll wird, da es sehr uneben und holprig werden würde. Irgendwie habe ich dann aber auch diese und die letzte Etappe überstanden und konnte es gar nicht fassen, dass ich es geschafft hatte, als mein Empfangskomitee trotz Regenwetter mit Sekt am Ziel stand und mir reichlich die Hände geschüttelt wurden. Das hart erkämpfte Shirt wurde auch gleich zur Schau gestellt und auf dem Weg zurück mit dem Bus musste der Fahrer noch anhalten, weil uns der Sektvorrat schon vor Aurich ausgegangen war und unbedingt Nachschub besorgt werden musste.
Alles in Allem war es sehr anstrengend, aber eine super schöne Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich war nicht so verbissen wie viele andere und hatte mit meiner Truppe sehr viel Spaß während des Trainings, aber auch während des gesamten Ossiloop. Letzendlich hat es dann zum Schluss “nur” für Platz 906 gereicht. Aber ist die Platzierung wirklich so wichtig? Nein, für mich war der Spaß vorrangig und dabei gewesen zu sein, ohne dass ich danach drei Wochen in eine Erholungskur eingeliefert werden musste.
ich kann jedem nur sagen, dass es mir super gefallen hat und dieses Erlebnis jeder mal mitgemacht haben sollte. Also, rein in die Turnschuhe und viel Spaß beim Training!
Sandra Poppen
Sandra Poppen beim Ossiloop 2006
Mama (Anneliese), Schwägerin (Robin) und Nichte (Damaris) beim Anfeuern
Andreas Janssen und Hendrik Scholtalbers
Erster Vorsitzender des SVS Hans-Hermann Müller beim Ossiloop 2006