Eine Reise in die Vergangenheit unternahmen am Donnerstag, den 07.10.2010 die Ü60-iger des SVS. Die Reise ging zurück in die Zeit vor 60 Jahren in unsere Kinderzeit. Sie stand unter dem Motto: „Sucht mit uns den Mümmenkolk“. Der Mümmenkolk war in unserer Kinderzeit eine beliebte Badestelle im Bagbander Tief. Der Kolk war damals so tief, dass man vom Ufer hinein springen konnte. Ein Balken diente als selbst gefertigtes Sprungbrett. Dieses zur Vorgeschichte. Auf Vorschlag von Artur Oltmanns, der uns auf die landschaftliche Besonderheiten rund um das Bagbander Tief hingewiesen hat, haben wir uns auf dem Weg gemacht. Wer ist von uns Fehntjern die letzte Jahre schon einmal zu Fuß am Bagbander Tief entlang gewandert?

Das Bagbander Tief ist als natürlicher und naturnaher Geest- und Niedermoor-Bach mitsamt seiner Niederung ein für Ostfriesland repräsentatives und für den Naturschutz wertvolles Gebiet. Es liegt in einer nach Osten in die Geest hineinreichenden enger werdenden Niederung, die vorrangig von mäßig bis intensiv genutzten Feuchtgrünland geprägt wird. Das Tief weist selbst einen ausgeprägten naturnahen Verlauf an, in der Art, dass sich das Gewässer in engen Mäandern (Abfolge von Flussschwingen) durch die Talsohle schlängelt. Das Gewässer ist überwiegend stark in das Geländeniveau eingeschnitten (Kastenprofil) und verfügt über einzelne Abbruchkanten und Steilwände. Die Gewässerbreite variiert zwischen 1 bis 2 Meter im Oberlauf und vergrößert sich auf 6 bis 8 Meter im Unterlauf.

Ursprünglich wurde das Moor in Wiesmoor durch das Bagbander Tief mit entwässert. An der Ems in Oldersum endete das Bagbander Tief. Heute fängt das Bagbander Tief in Vossbarg an. Der Kanal, der bei Möbel Buss vorbei führt ist die Grenze. In den 70er Jahren wurde das Bagbander Tief durch den Sauteler Kanal unterbrochen. Auch das Bagbander Tief besitzt „Nebenflüsse“, wie es sich für einen richtigen Fluss gehört. Der größte Zufluss ist die Bietze die das Gebiet um Neufirrel und Fiebing entwässert. Kurz vor Bagband an der Bundesstrasse mündet die Bietze in das Bagbander Tief. Uns allen ist der Bääkschloot (ehemals Stinkbeek) bekannt, der durch den Stikelkamper Wald führt. Von Vossbarg bis in die Einmündung in den Sauteler Kanal ist das Babander Tief etwa 8 km lang. Um diese Strecke zu erwandern braucht man sicherlich einen ganzen Tag. Das hatten wir uns aber auch nicht vorgenommen. Los ging es am Meedeweg bei der Randkanalbrücke. Artur Oltmanns hatte sich Unterlagen vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz besorgt. Diese waren sehr kooperativ und haben ihm einen ganzen Ordner zur Verfügung gestellt. Somit waren wir umfangreich informiert, als die Wanderung losging. Stiefel waren Voraussetzung für die Wanderung. Schon nach kurzer Zeit stellte sich uns das erste Hindernis in den Weg. Es war ein breiter Graben, den es zu überwinden galt. Nachdem wir dieses Hindernis überwunden hatten, ging es weiter. Beeindruckend sind im ersten Abschnitt bereits die Flusschwingen. Auch der Fischbestand in diesem Bereich kann sich wohl sehen lassen. Wir haben wohl die Ruhe der Fische gestört, die dann vor uns her geschwommen sind. Sie zogen Wellen hinter sich her, wir gehen davon aus, dass es Hechte waren. Das zweite Hindernis war der Bääkschloot der sich uns in den Weg stellte. Am Ende des Bääkschlootes wurde ein Stauwehr eingebaut, damit das Wasser seitlich in die Überflutungsgebiete ablaufen kann. Dieses Hindernis wollten wir umwandern, dass war aber nicht möglich, weil der vom Bääkschloot wegführende Graben auch nicht zu überwinden war. Außerdem war auch das Gras im Überflutungsgebiet durch seine Artenvielfalt sehr hoch und dicht. Diesen Versuch haben wir nach kurzer Zeit aufgegeben. Während dieser Zeit hatte der Erste von uns versucht, über die Flinten hinter dem Stauwehr den Bääkschloot zu überwinden. Dies ist ihm dann gelungen. Alle Anderen folgten ihm auf diesen Weg. Wir haben immer darauf gewartet, dass Einer von uns ein unfreiwilliges Bad nimmt, aber es ist gut gegangen.

Nachdem wir den Bääkschloot überwunden hatten, haben wir dann auch noch den Mümmenkolk gefunden, der aber heute nicht mehr so groß ist, wie wir ihn in Erinnerung haben. Wir sind dann noch einige Zeit am Tief weiter gewandert. Den Rückweg haben wir durch den Wald und anschließend über den Deich am Meedeweg in Anlauf genommen. In Höhe der letzten Häuser am Meedeweg sind wir auf den Schwarzen Weg zugelaufen, weil ein Reh auf dem Deich keinen Ausweg über die Umzäunung finden konnte. Wir wollten das Tier nicht unnötig in Aufruhr bringen.

Insgesamt nahmen 15 Teilnehmer an der Wanderung teil, drei weitere kamen zum Abschluss im Sportheim noch dazu. Ach ja, wir hatten auch noch einige Sponsoren. Einer davon hat ein kleines Fass Bier gespendet, eine weitere hatte selbst gebackenes Schwarzbrot und Krintstuut mit dem entsprechenden Aufschnitt zur Verfügung gestellt. Im Sportheim hat uns dann Hinno Kroon noch einige Bilder zur Verfügung gestellt. Ein Bild davon war sehr beeindruckend. Er ist in einen Baum am Bagbander Tief geklettert und hat von oben Fotos gemacht. Die Flusschwingen kommen darauf voll zur Geltung. Auch Bilder vom Meedeweg waren dabei, wo das ganze Gebiet bis zur Hauptwieke überflutet war. Ach ja, einem Teilnehmer hat die Wanderung so gut gefallen, dass er am Folgetag mit seiner Ehefrau die Wanderung wiederholt hat.

Alle Teilnehmer waren sich darüber einig, dass die Wanderung ein voller Erfolg war. Er ist für alle Einwohner der Fehngemeinden empfehlenswert. Allerdings sollte dies nicht ohne entsprechende Vorbereitung geschehen. In Zukunft müssten dann einige Hilfsmittel mitgenommen werden, um die Hindernisse zu überwinden.

In diesem Jahr wurde die Renaturierung des Bagbander Tiefs in Angriff genommen. Im einzelnen sollen großzügige Gewässeraufbereitungen vorgenommen werden. Vorhandene Flutmulden sollen naturnah profiliert werden und in geeigneten Fällen an das Hauptgewässer angebunden werden. An verschiedenen Zuläufen des Tiefs sind zudem Sandfänge geplant, die den Eintrag von Sand in das Gewässer minimieren. Dadurch sollen die ursprünglichen Verhältnisse wieder hergestellt werden. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Fischbesiedelung durch seltene Arten wie den Steinbeißer oder Neunaugen zu ergänzen. Dem Vernehmen nach soll in den Überböschungen auch der Eisvogel brüten. Die Maßnahmen zur Renaturierung sollen bis Ende 2012 abgeschlossen werden.

Einen Fotoapparat hatten wir nicht dabei, ein Foto vom Mümmenkolk wollen wir noch machen. Erwin Zimmermann wird das Foto noch beisteuern und das auf der Webseite des SVS zu finden.

Artur Oltmanns

Reise in die Vergangenheit

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